Blog by Nooto.de
Nooto / Blog / 1 Januar 2009
topic: Tischklein deck dich Arme Obdachlose Tafel Hilfe Engagement Ehrenamt Polen Deutschland Weihnachten Januar




» Nooto
»  Ajax
»  Blog
»  Python
»  Wiki

» Blog
»  Januar 2009


» zu den Favoriten
» weiterempfehlen
» Impressum
» Kontakt


Hitflip: Bücher, DVDs, Spiele & Musik-CDs tauschen

PSP Spiele tauschen! - Jedes Spiel nur 1,99 Euro!

Hitflip - DVDs tauschen

Tischlein deck dich

Beobachtungen während unserer Krakau-Reise

Tischlein deck dich – oder, wie stelle ich es an, dass ich trotz eines Engagements für die Gesellschaft einen Tritt in die Eier bekomme.

In Polen ...

Jedes Jahr kurz vor Weihnachten werden in Polen Essensverköstigungen für Arme und Obdachlose veranstaltet. Die größte Veranstaltung diese Art findet in Krakau statt – auf dem Marktpaltz der Altstadt. Die Kosten der Lebensmittel trägt Jan Kosciuszko mit der Gruppe Kosciuszko »Polskie Jadlo« (Polnische Speise). In Krakau werden ca. 50 Tausend Essensrationen rausgegeben. Die Aktion wird in den Medien offensiv gelobt – gehört sich auch so. Zudem auch Essensspenden der anderen Bürger willkommen sind. Die Sponsoren der Weihnachtsspeisung der Armen und Obdachlosen werden natürlich auch während der Aktion medial ins positive Licht gerückt. Wir haben auf unserer Reise eben diese krakauer Aktion live erleben dürfen.


... und in Deutschland

Nun soviel zu der Situation in Polen. Wenn ich mir die Zustände in Deutschland vergegenwärtige, dann komme ich ins Grübeln. Noch mal: In Krakau werden 50.000 Essensrationen verteilt – ein mal pro Jahr. In Deutschland dagegen 800.000 – täglich. Dabei hilft ein Heer von 35.000 Freiwilligen das Essen an den Mann zu bringen. Und trotzdem bekommt die »gebende« Gruppe in Deutschland dafür als Dank einen satten Tritt in die Leistengegend. Mehr noch: Die große Zahl der Menschen, denen von den übrigen Menschen tagtäglich mit kostenlosem Essen ausgeholfen wird, wird noch dafür verwendet, die »Gebenden/Habenden« noch als schäbig hinzustellen und ihnen die »große« Zahl der »Armen« vorzuhalten.

Die Zahl von 800.000 Menschen, die täglich in die Tafel kommen, taucht in den Medien höchstens als Beleg dafür, dass die Armut in Deutschland überwältigend sei. Keiner erwähnt, dass andere Menschen für 800.000 ihrer Mitmenschen kostenlos Essen zur Verfügung stellen.

Aber: Welche Zahl ist wirklich aussagekräftiger? Die 800.000, die sich in die Schlange nach kostenlosen Essen einstellen, oder die 800.000, die auf eigene Kosten und unter eigener Anstrengung anderen Menschen eine kostenlose Mahlzeit ermöglichen? Gäbe es in Deutschland weniger Arme, wenn es tagtäglich »nur« 400.000 Portionen gäbe? Oder »nur« 100.000, oder gar keine? Könnte man gar Armut damit zu bekämpfen, wenn man Tafeln prinzipiell gesetzlich verbietet?

Vermutlich wäre es wirklich das Beste, wenn tatsächlich keine Essensspenden mehr gemacht würden. Wir hätten keine Armut mehr. Fertig.


Links
» Satt macht träge und dumm
» Voller Bauch studiert nicht gern
» Weihnachtszeit in Malmö
» Ehrensache - wie polnische Männer die Ehre ihrer Frau verteidigen














© MediaDialog Topolewski Bielefeld | Blog by Nooto.de